Veröffentlicht
11.10.2024
11.10.2024
Die englische Fassung finden Sie hier!
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 begann ein kremlfreundliches Werbenetzwerk, das wahrscheinlich mit der Doppelgänger-Kampagne in Verbindung steht, damit, Zielgruppen in Frankreich und Deutschland auf Facebook anzusprechen. Diese Anzeigen verbreiten kremlfreundliche Desinformationsnarrative, indem sie die militärische Unterstützung und humanitäre Hilfe für die Ukraine und die Rolle der USA in dem Konflikt kritisieren und den Krieg zwischen Israel und der Hamas nutzen, um die gesellschaftliche Spaltung in Frankreich und Deutschland in Bezug auf polarisierende Themen zu verschärfen.
Im September 2024 gab das US-Justizministerium die Beschlagnahmung von 32 Domains bekannt, die von der Doppelgänger-Kampagne genutzt wurden. Das Ziel der Kampagne war unter anderem die Verbreitung von „verdeckter russische Regierungspropaganda“, um die „internationale Unterstützung für die Ukraine zu verringern“. Diese Strategie deckt sich mit den Ergebnissen dieser Untersuchung, die ergab, dass die Anzeigen gängige kremlfreundliche Desinformationen über den Konflikt wiedergeben, mit denen versucht wird, antiamerikanische Narrative zu schüren und bestehende rechtsextreme Narrative in Frankreich und Deutschland zu unterstützen.
Die folgende Analyse basiert auf einer Stichprobe von 192 Facebook-Anzeigen, die zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 30. August 2024 in Frankreich und Deutschland zur Verfügung gestellt wurden. Von diesen Anzeigen richteten sich 88 an ein französisches Publikum und 102 an Personen in Deutschland.
Die Anzeigen wurden aus der Meta Ad Library unter Verwendung von Schlüsselwortkombinationen für „Ukraine“ und „Gaza“/“Palästina“ auf Französisch und Deutsch abgerufen. Die Anzeigen wurden in die Stichprobe aufgenommen, wenn sie Merkmale aufwiesen, die denen von Anzeigen ähnlich waren, die zuvor von ISD, DFRLab und EU DisinfoLab als Teil der Doppelgänger-Kampagne identifiziert wurden. Zu diesen Merkmalen gehören:
Die Anzeigen wurden dann qualitativ kodiert, um eine thematische und diskursive Analyse der wichtigsten Narrative zu ermöglichen. Die quantitative Analyse diente auch dazu, die potenzielle Reichweite und den Umfang der Anzeigen im Laufe der Zeit zu ermitteln.
Doppelgänger ist eine kremlfreundliche Online-Kampagne, welche für die Verbreitung nicht authentischer Kopien von den Webseiten etablierter Medien und ukrainiefeindlicher Botschaften bekannt ist. Die Operation wurde zunächst von Meta und EU DisinfoLab im September 2022 aufgedeckt und von der französischen Agentur VIGINUM im Jahr 2023 Russland zugeschrieben. DFRLab
Untersuchungen des ISD, DFRLab und des EU DisinfoLab haben bereits gezeigt, dass Facebook-Anzeigen genutzt werden, um Kreml-freundliche Narrative zu verbreiten und Nutzer*innen auf Doppelgänger-Domains zu leiten. So wurden beispielsweise betrügerische Anzeigen von kremlfreundlichen Akteur*innen eingesetzt, um vor den Wahlen zum Europäischen Parlament das deutsche Publikum anzusprechen und um Unterstützung für die Ukraine und die Bauernproteste in Frankreich zu gewinnen.
Diese Untersuchung ergänzt die bisherige Forschung, indem sie sich darauf konzentriert, wie pro-Kreml-Anzeigen den Krieg zwischen Israel und Hamas eingesetzt haben, um pro-russische, anti-ukrainische und anti-amerikanische Narrative in Europa zu verbreiten.
Koordiniertes inauthentisches Verhalten (CIB)
In dieser Studie werden viele Ähnlichkeiten zwischen früheren Pro-Kreml-Facebook-Kampagnen und dieser Kampagne festgestellt, die sich auf den Konflikt zwischen Israel und Hamas stützt. Sowohl die Anzeigen, die bei früheren Untersuchungen gefunden wurden, als auch die Anzeigen in diesem Datensatz, die Schlüsselwörter zu „Ukraine“ und „Palästina/Gaza“ enthalten, zeigen Anzeichen für koordiniertes inauthentisches Verhalten (CIB). Die Anzeigen werden in der Regel von nicht authentischen Facebook-Seiten geteilt, die anscheinend speziell für diesen Zweck erstellt wurden und bestimmten Namenskonventionen folgen (Beispiel unten). Mehrere Seiten teilen dieselbe Anzeige mit identischem Text und demselben Stil politischer Karikaturen, der schon bei früheren Kampagnen zu beobachten war.
Tabelle 1: Beispiel für die von kremlfreundlichen Facebook-Anzeigen verwendete Namenskonvention
Die Anzeigen wurden in Stapeln veröffentlicht, wobei einige zur gleichen Zeit und andere ein oder zwei Tage später veröffentlicht wurden, nachdem die ersten Anzeigen von Meta entfernt worden waren. 78 % der kremlfreundlichen Anzeigen in dieser Analyse wurden innerhalb eines Tages entfernt, und nur eine Anzeige war drei Tage lang auf der Plattform verfügbar.
Maßgeschneiderte Strategien für Frankreich und Deutschland
Obwohl der Stil der Anzeigen in Frankreich und Deutschland ähnlich war, ergab die Analyse des ISD, dass die Kampagne in beiden Ländern unterschiedliche Strategien einsetzte, um die Nutzer*innen mit Inhalten über den Krieg zwischen Israel und Hamas anzusprechen. Es gab Unterschiede sowohl hinsichtlich des Umfangs und des Zeitpunkts der Anzeigen als auch hinsichtlich der darin enthaltenen Narrative. So erreichte beispielsweise das Volumen der kremlfreundlichen Facebook-Anzeigen in Deutschland kurz nach Beginn des Konflikts im Oktober 2023 seinen Höhepunkt, während die Anzeigen in Frankreich Ende November ihren Höhepunkt erreichten.
Abbildung 1: Anzahl der pro-Kreml-Anzeigen pro Tag von Oktober 2023 bis Mai 2024
Die meisten der 192 Anzeigen enthielten mehrere Narrative, die von bekannter kremlfreundlicher Desinformation bis zu antiamerikanischer Propaganda reichten. Das ISD ermittelte qualitativ fünf allgemeine Narrative in den analysierten Anzeigen (siehe unten) und kodierte jede der Anzeigen entsprechend:
In beiden Ländern war die Behauptung, dass die von den NATO-Staaten an die Ukraine gelieferten Waffen von der Hamas verwendet wurden, mit 37 % der analysierten Anzeigen am häufigsten zu finden. Die zweitwichtigste Aussage in den Anzeigen war die Förderung antiamerikanischer Stimmung, die in 31 % der Anzeigen auftauchte (Abbildung 2).
Abbildung 2: Hauptaussagen der kremlfreundlichen Anzeigen. Hinweis: Die Kategorien schließen sich nicht gegenseitig aus; viele der Anzeigen enthielten mehrere Narrative.
Während die in Frankreich und Deutschland verwendeten kremlfreundlichen Narrative über den Gazastreifen und die Ukraine übereinstimmten, stellte das ISD auch fest, dass der Inhalt der Anzeigen lokalisiert wurde, um den nationalen Debatten über Kriminalität, Wirtschaft und Einwanderung gerecht zu werden. Diese lokalisierten Inhalte griffen häufig auf Erzählungen zurück, die typischerweise von einwanderungsfeindlichen Akteur*innen in den jeweiligen Ländern verwendet wurden. Dazu gehörte die Darstellung von Geflüchteten aus der Ukraine und dem Gazastreifen als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit und die beiden Konflikte als Ursache für den wirtschaftlichen Niedergang des Landes.
Wie im Folgenden gezeigt wird, änderte sich die Ausrichtung der Berichterstattung in beiden Ländern im Laufe des Erhebungszeitraums. Dies ist bei Informationsmaßnahmen üblich, bei denen die Produzent*innen häufig verschiedene Botschaften testen, um ihren Ansatz zu verfeinern, bevor sie sich auf eine Reihe von Kernthemen festlegen, die das meiste Engagement erzeugen. Es ist möglich, dass die Kampagne in Zeiten innenpolitischer Umwälzungen versucht hat, das französische und das deutsche Publikum strategisch mit bestimmten Narrativen anzusprechen. Zum Beispiel gab es im Herbst 2023 (siehe Abbildung 4) ein hohes Volumen an Inhalten, die sich auf die französische Politik konzentrierten. Zu dieser Zeit versuchte Präsident Macron, ein umstrittenes Einwanderungsgesetz zu verabschieden, das von rechtsextremen Akteur*innen wie Marine Le Pen unterstützt wurde.
Abbildung 4: Kreml-freundliche Narrative in Frankreich im Zeitverlauf, aufgeschlüsselt nach Kategorien
Abbildung 5: Pro-Kreml-Narrative in Deutschland im Zeitverlauf, aufgeschlüsselt nach Kategorien
Insgesamt: 59 Anzeigen (37%), Frankreich: 36 Anzeigen (44%), Deutschland: 22 Anzeigen (27%)
44 % der auf Frankreich und 27 % der auf Deutschland gerichteten Anzeigen enthielten die Behauptung, dass „Hamas-Kämpfer Waffen benutzen, die von NATO-Ländern an die Ukraine geliefert wurden“. Diese Behauptung ist Teil einer groß angelegten kremlfreundlichen Desinformationskampagne, die auf einem Video basiert, das am 8. Oktober 2023 verbreitet wurde, kurz nach dem von der Hamas geführten Angriff auf Südisrael am 7. Oktober. In dem Video wird behauptet, dass Mitglieder der Hamas erklären, die Ukraine habe ihnen Waffen verkauft, die bei dem Angriff auf Israel eingesetzt wurden.
Diesem Video war ein falscher Bericht beigefügt, in dem behauptet wurde, es handele sich um eine Zusammenarbeit zwischen der BBC und Bellingcat, sowie ein Screenshot einer gefälschten Schlagzeile der Washington Post. Diese wurden damals in den sozialen Medien weit verbreitet, aber es stellte sich schnell heraus, dass sie auf den offiziellen Websites der Nachrichtenagenturen nicht existierten. Das Video und die begleitenden Berichte wurden als Desinformation entlarvt und ihr Ursprung wurde zu russischen Social-Media-Konten und kremlfreundlichen Medien zurückverfolgt.
In den Anzeigen wurde unter anderem behauptet, die Ukrainer*innen seien „Diebe“, die Waffen an die Hamas verkaufen, und es wurde behauptet, dass Waffen, die ursprünglich von NATO-Ländern an die Ukraine geliefert wurden, auch in Polen, Frankreich und sogar bei Drogenkartellen in Mexiko aufgetaucht sind. In zwei Arten von Anzeigen wird darauf hingewiesen, dass diese angeblich gestohlenen Waffen eine Bedrohung für die Bevölkerung des Ziellandes der Anzeige darstellen, indem suggeriert wird, dass diese aus der Ukraine stammenden Waffen von Islamist*innen in Frankreich und Kriminellen in Deutschland verwendet werden könnten.
Im Allgemeinen weisen Anzeigen, die sich an ein französisches Publikum richten, auf die negativen Auswirkungen hin, die die Bereitstellung von Waffen durch die NATO-Partner auf die physische Sicherheit der Franzosen hat, und behaupten, dass „die Franzosen letztendlich dafür bezahlen müssen“. Auf der anderen Seite konzentrieren sich Anzeigen, die sich an Deutsche richten, stärker auf die angeblichen kriminellen Aktivitäten von Ukrainer*innen.
Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die unterschiedliche Höhe der von beiden Ländern geleisteten militärischen, finanziellen und humanitären Hilfe sein: Während Deutschland zwischen dem 24. Januar 2022 und dem 30. Juni 2024 14,7 Milliarden Euro an Hilfe bereitgestellt hat, hat Frankreich im gleichen Zeitraum nur 4,4 Milliarden Euro bereitgestellt. In Frankreich gibt es eine anhaltende öffentliche Debatte darüber, ob diese Unterstützung für die Ukraine ausreichend ist. Die kremlfreundlichen Anzeigen könnten versuchen, diese Debatte zu beeinflussen, indem sie die negativen Folgen betonen, die eine militärische Unterstützung der Ukraine für die französische Bevölkerung haben wird.
Bild 1: Pro-Kreml-Werbung in Deutschland, in der behauptet wird, dass die an die Ukraine gelieferten Waffen von der Hamas verwendet werden (Übersetzung in der Fußnote)1
Bild 2: Pro-Kreml-Werbung in Frankreich, in der behauptet wird, dass die an die Ukraine gelieferten Waffen von der Hamas verwendet werden (Übersetzung in der Fußnote)2
Insgesamt: 50 Anzeigen (31%), Frankreich: 28 Anzeigen (35%), Deutschland: 24 Anzeigen (30%)
Das ISD stellte fest, dass pro-Kreml-Anzeigen in beiden Sprachen stark antiamerikanische Stimmungen verbreiteten, oft in Kombination mit anderen Erzählungen. Pro-Kreml-Anzeigen behaupten, dass die USA sowohl für die Kriege in der Ukraine als auch im Gazastreifen verantwortlich sind, und beschuldigen die US-Regierung, „Stellvertreterkriege“ zu führen, „Kriegstreiber“ zu sein und „mit zweierlei Maß“ zu messen, wenn es darum geht, welche Länder sie unterstützt. Diese Gesamtdarstellung deckt sich mit bestehenden Untersuchungen des ISD und anderer, die zeigen, wie russische Akteure anfänglich auf das reagierten, was sie als „Eskalation des Konflikts im Gazastreifen durch den Westen“ beschrieben.
Allerdings widersprechen sich die Darstellungen in den Anzeigen oft selbst. So werden die USA in einigen Anzeigen beschuldigt, durch ihre Unterstützung Israels „für den Tod Tausender Zivilisten verantwortlich“ zu sein, während in anderen Anzeigen behauptet wird, dass die USA Israel nicht ausreichend militärisch unterstützen, weil sie sowohl die Ukraine als auch Israel unterstützen. In ähnlicher Weise werden die USA beschuldigt, sowohl die Hamas als auch die Ukraine zu unterstützen und daher für beide Kriege verantwortlich zu sein.
Den Anzeigen zufolge weigern sich die USA, den Krieg zwischen Israel und der Hamas friedlich zu lösen, da sie von dem Konflikt profitieren und Israel dazu benutzen, Stellvertreterkriege im Nahen Osten zu führen, um den Iran zu vernichten. In den Anzeigen wird auch behauptet, dass die USA den Krieg in Gaza nutzen, um von dem „bereits verlorenen Krieg in der Ukraine“ abzulenken.
Die Anzeigen sind auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten, indem sie die negative Stimmung gegenüber der Regierung und den politischen Führenden ausnutzen, die bei der Entscheidungsfindung ihre Beziehungen zu den USA in den Mittelpunkt stellen. Im folgenden Beispiel wird Emmanuel Macron dafür kritisiert, dass er sich zu sehr nach den Interessen der USA richtet, und die Anzeige weist darauf hin, dass neue Führungspersönlichkeiten benötigt werden, die die Interessen des französischen Volkes in den Vordergrund stellen.
Bild 3: Pro-Kreml-Werbung, die französische Nutzer*innen mit anti-amerikanischer Stimmung anspricht (Übersetzung in der Fußnote)3
Insgesamt: 40 Anzeigen (25%), Frankreich: 27 Anzeigen (33%), Deutschland: 15 Anzeigen (19%)
Indem sie die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen mit der Einwanderung, der öffentlichen Sicherheit und den wirtschaftlichen Bedingungen in Frankreich und Deutschland in Verbindung bringen, versuchen kremlfreundliche Akteur*innen, die innenpolitischen Spaltungen in beiden Ländern zu verstärken. Diese Narrative waren in Frankreich stärker ausgeprägt als in Deutschland: 33 % der an ein französisches Publikum gerichteten Anzeigen enthielten dieses Narrativ.
Dieses Narrativ nutzt die bestehenden innenpolitischen Spannungen im Zusammenhang mit der Einwanderung, indem es den Konflikt in Gaza als potenziell verschärfenden Faktor darstellt. Pro-Kreml-Anzeigen warnen davor, dass „der Krieg in Gaza dazu führen wird, dass Asylsuchende in großer Zahl kommen“, eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit darstellen und „das Land ärmer machen“. In ähnlicher Weise werden ukrainische Geflüchtete als Bedrohung für die Stabilität des Landes dargestellt.
Zwei Arten von Anzeigen nutzten migrationsfeindliche Narrative, um eine antiamerikanische Stimmung zu fördern, indem sie behaupteten, dass „die Kriege der USA dazu führen, dass Asylsuchende in großer Zahl kommen“, und vorhersagten, dass aufgrund der durch die Einwanderung verursachten wirtschaftlichen Verschlechterung „Unternehmen ihre Produktion in Länder mit einer besseren Wirtschaft verlagern werden, zum Beispiel in die USA, was auch geschah, als der Krieg in der Ukraine begann“.
Bild 4: Pro-Kreml-Anzeige, in der die Masseneinwanderung (als Folge der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen) als Bedrohung für Deutschland dargestellt wird (Übersetzung in der Fußnote)4
Um die bestehenden Ängste über die wirtschaftliche Lage in beiden Ländern zu verstärken, behaupten kremlfreundliche Anzeigen, dass „die Unterstützung des Gazastreifens und der Ukraine Frankreich und Deutschland nichts als den finanziellen Ruin bringt“. Darüber hinaus werden in den Anzeigen Inflation und hohe Energiepreise als direkte Folge der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen genannt, wobei Frankreich und Deutschland als Leidtragende dargestellt werden, während die USA profitieren, da russisches Gas durch US-Gas ersetzt wird.
Insgesamt: 40 Anzeigen (25%), Frankreich: 9 (11%), Deutschland: 31 Anzeigen (38%)
Eine vierte Kategorie von Anzeigen kritisierte die Bereitstellung von Hilfe und Unterstützung für die Ukraine. Diese Darstellung war in Deutschland stärker ausgeprägt als in Frankreich und fand sich in 38 % der Anzeigen, die sich an ein deutsches Publikum richteten. In den Anzeigen wurde behauptet, dass „die Ukrainer Diebe“ sind, die sich durch Diebstahl und kriminelle Aktivitäten bereichern, oder dass „die der Ukraine geleistete Hilfe verschwindet“ und den Menschen im Gazastreifen zugutekommen sollte, die in größerer Not sind als die Ukrainer*innen. In anderen Anzeigen heißt es, dass die Unterstützung sowohl der Ukraine als auch des Gazastreifens Frankreich und Deutschland „nichts als den finanziellen Ruin“ bringt und dass die Mittel stattdessen zur Lösung inländischer Probleme verwendet werden sollten. In einigen dieser Spots wird eine verbreitete kremlfreundliche Desinformationsbehauptung erwähnt, wonach die ukrainische First Lady, Olena Zelenska, mit der von den NATO-Ländern bereitgestellten Finanzhilfe Luxusmarken kauft. Diese Behauptung wurde widerlegt.
Bild 5: Pro-Kreml-Werbung, die auf Deutschland abzielt und dazu aufruft, Geflüchteten aus dem Gazastreifen und nicht „Dieben aus der Ukraine“ zu helfen (Übersetzung in Fußnote)5
Während die meisten der 192 analysierten kremlfreundlichen Anzeigen Karikaturen als Illustrationen verwendeten, wurden in den Anzeigen, in denen die Bereitstellung von Hilfe für die Ukraine kritisiert wurde, auch Imitationen verwendet und gefälschte Screenshots von Social-Media-Posts bekannter Persönlichkeiten in Frankreich und Deutschland geteilt, z. B. von Mereym Uzerli, einer deutsch-türkischen Schauspielerin (Abbildung 5). Diese Taktik wird gemeinhin mit der Doppelgänger-Kampagne einer Gruppe in Verbindung gebracht, die eng mit dem russischen GRU verbunden ist und Bilder von Prominenten, die sich pro-russisch und anti-ukrainisch äußern, auf Facebook und X postet. Die Nachahmung von Personen des öffentlichen Lebens verstößt direkt gegen die Politik von Meta.
Insgesamt: 24 Anzeigen (15%), Frankreich: 13 Anzeigen (16%), Deutschland: 11 Anzeigen (14%)
Die letzte Kategorie kremlfreundlicher Anzeigen sind jene, in denen behauptet wird, der Krieg in der Ukraine der Waffenhändler*innen zugutekomme. In den Anzeigen heißt es, dass „die wohlhabendsten Waffenhersteller ihren Sitz in den USA haben“ und die USA daher die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen unterstützen.
Bild 6: Pro-Kreml-Anzeige, in der behauptet wird, dass Waffenhändler*innen von den Kriegen in Gaza und der Ukraine profitieren (Übersetzung in der Fußnote)6
Einer Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) zufolge haben die Waffenverkäufe in Europa infolge des russischen Einmarschs in der Ukraine und des anhaltenden Krieges tatsächlich drastisch zugenommen, wovon vor allem US-amerikanische Waffenhersteller profitiert haben. Gleichzeitig sind die russischen Waffenexporte auf dem internationalen Markt aufgrund von Sanktionen und Ausrüstungsverlusten auf dem Schlachtfeld in der Ukraine erheblich zurückgegangen.
Diese Untersuchung hat gezeigt, wie kremlfreundliche Akteur*innen Narrative rund um den Israel-Hamas-Konflikt genutzt haben, um die militärische Unterstützung und humanitäre Hilfe für die Ukraine zu untergraben, antiamerikanische Stimmungen zu schüren und die bestehende politische Polarisierung in Frankreich und Deutschland zu verschärfen.
Während sie in Bezug auf die Unterstützung der Ukraine, die antiamerikanische Stimmung und Fragen der Einwanderung und der wirtschaftlichen Lage in Frankreich und Deutschland eine feste Haltung einnehmen, scheinen die Autor*innen der kremlfreundlichen Anzeigen keine feste Haltung in Bezug auf die Behandlung des Krieges zwischen Israel und Hamas einzunehmen, da mehrere Erzählungen einander widersprechen. Die Autor*innen der kremlfreundlichen Werbespots verfolgten mit ihrer Darstellung des Krieges zwischen Israel und der Hamas keine spezifischen Ziele, sondern schienen opportunistisch zu sein und verwendeten Erzählungen, die zu ihren anderen Zielen im Bereich der Auslandsbeeinflussung passten.
Die alleinige Verantwortung für die vom Europäischen Medien- und Informationsfonds unterstützten Inhalte liegt bei dem/den Autor(en) und spiegelt nicht unbedingt die Positionen des EMIF und der Fonds-Partner, der Calouste Gulbenkian Stiftung und des Europäischen Hochschulinstituts wider.
1 Übersetzung: „Die Hilfe für die Ukraine hat Israel hart getroffen. Wie sich herausstellte, waren die Waffen, die die westlichen Länder großzügig an die Ukraine lieferten, überhaupt nicht gegen die verdammten Russen gerichtet! Die Araber hatten sie, und zwar in so großen Mengen, dass sie einen richtigen Krieg gegen Israel geführt haben! Und schon vorher schrillten die Alarmglocken! Dass die an Kiew übergebenen Waffen mal in Polen, mal in Frankreich, mal bei denselben Arabern und sogar bei mexikanischen Drogenkartellen auftauchen. Wenn Sie also noch einen Beweis dafür brauchen, dass unsere Militärhilfe von den Ukrainern geplündert und an irgendjemanden weiterverkauft wird, haben Sie ihn direkt vor sich. Obwohl die Amerikaner das schon vorher wussten. Deshalb haben sie von ihrem sturen Großvater verlangt, der Ukraine nicht mehr zu helfen! Warum also sollten wir der Ukraine helfen und nicht den Amerikanern? Damit die Frau eines Kiewer Clowns Millionen von Dollar in Boutiquen hinterlassen kann?! Oder damit die Araber unsere Waffen benutzen können, um Israelis zu töten?! Addisrents.com‘
2Übersetzung: „Ein Krieg nach dem anderen! Hunderte von Menschen sind bereits in Israel gestorben, bei einem Überraschungsangriff der Araber und Vergeltungsschlägen der israelischen Armee! Woher haben die Araber so viele moderne Waffen? Hier ist die Antwort. Im Sommer behauptete Israel, an seinen Grenzen Panzerabwehrwaffen entdeckt zu haben, die westliche Länder an die Ukraine geliefert hatten! Die Araber verfügen auch über andere Waffen, die aus der gleichen Quelle stammen könnten. Sogar die Vereinigten Staaten verlangen bereits, dass ihre Seriennummern untersucht werden, um herauszufinden, woher sie stammen: Bestände, die die Amerikaner in Afghanistan zurückgelassen haben, oder Waffen, die den Ukrainern übergeben wurden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass wir die tatsächlichen Ergebnisse einer solchen Untersuchung erfahren. Genauso wie wir immer noch nicht die Wahrheit über die Explosionen in Nord Streams erfahren haben! Die Vereinigten Staaten profitieren enorm von all diesen Kriegen und Explosionen, die es ihnen ermöglichen, Geld zu verdienen und ihre Positionen zu stärken. Außerdem sind sie mit Palästina ebenso eng verbunden wie mit der Ukraine. Aber wir werden immer die sein, die für all das bezahlen müssen, so oder so!‘
3Übersetzung: „Manu [gemeint ist Emmanuel Macron] spielt das Spiel der Heuchler Sogar in den Vereinigten Staaten wurde festgestellt, dass der amerikanische Großvater ständig von der Notwendigkeit spricht, der Ukraine zu helfen, sich aber erstaunlich gleichgültig gegenüber den Geschehnissen in Gaza zeigt. Israel als Washingtons wichtigster Verbündeter kann offenbar weiterhin Menschen töten, ohne dafür verantwortlich gemacht zu werden. Es zeigt sich, dass die USA allgemein anerkannte Normen nicht respektieren, wenn es ihnen passt. Für die USA ist es genauso einfach, die Menschen in der Ukraine zu opfern. Der Krieg gegen Russland ist ins Stocken geraten, die Ukraine ist erschöpft, aber Washington bietet seinem Verbündeten keine Verhandlungen an und zögert gleichzeitig mit der Bereitstellung von Hilfe. Wir helfen der Ukraine weiterhin anstelle der Vereinigten Staaten. Aber in Wirklichkeit fließt unser ganzes Geld auf die Konten der Waffenhersteller. Letztes Jahr haben sie dank des Krieges in der Ukraine weltweit Waffen im Wert von 238 Milliarden Dollar verkauft und dabei über 80 Milliarden Dollar Gewinn gemacht. Das ist doch keine schlechte Dividende, oder? Die Amerikaner haben schon immer Konflikte angeheizt, um ihren Einfluss in der Welt zu stärken. Sie haben uns in den Krieg in der Ukraine hineingezogen, um uns schwächer und gehorsamer zu machen. Am Ende war es Europa, das die Profite der amerikanischen Rüstungskonzerne sicherte, indem es ihnen Waffen für Kiew kaufte. Und unsere Manu spielt das Spiel dieser Heuchler weiter mit. Wir brauchen wirklich neue Führer, die sich zuerst um uns kümmern und nicht um amerikanische Interessen. http://vymfelios.online/barons‘
4Wir warten auf den nächsten Sturm. Der arabische Angriff auf Israel und die brutale israelische Antwort auf die Bombardierung des Gazastreifens sind schrecklich! Aber es ist auch gefährlich für uns! Denn es warten neue Ankömmlinge auf uns – jetzt aus Gaza. Wie viele von ihnen sind bereits zu uns gekommen? Aus dem Irak, aus Afghanistan, aus Libyen, aus Syrien, aus der Ukraine….. Aus irgendeinem Grund sind in all diesen Ländern immer entweder amerikanische Truppen aufgetaucht, wie im Irak, in Afghanistan und Syrien, oder zumindest amerikanische Flugzeuge, wie in Libyen, oder amerikanische Interessen, wie in der Ukraine. Und jetzt gibt es einen Krieg zwischen Israel und einer palästinensischen Gruppe. Es waren die Amerikaner, die davon profitierten, dass sie die Aufmerksamkeit von dem eindeutig verlorenen Krieg in der Ukraine ablenkten, um Kiew die Unterstützung zu entziehen, und die viele Kontakte zu dieser Gruppe hatten. Und wir sind diejenigen, die darunter zu leiden haben. Nicht nur, dass unsere Asylsysteme bereits überlastet sind und das Land vor unseren Augen immer ärmer wird, es könnten auch jeden Moment Asylbewerber eintreffen. Und je mehr Menschen kommen, desto schlimmer wird es später für uns sein! Und das ist schon jetzt der Fall!‘
5Übersetzung: „Wir sollten alles in unserer Macht Stehende tun, um den Flüchtlingen aus Gaza zu helfen, nicht den Dieben aus der Ukraine“.
6Übersetzung: „Wie fühlen Sie sich, wenn Sie das Leid der Menschen in Gaza sehen, die ihre Kinder durch die Bombardierungen verloren haben? Ihr weint. Aber es gibt auch diejenigen, die lachen oder sich im Stillen freuen. Der Krieg im Nahen Osten kurbelt die internationalen Waffenverkäufe an. Die Konflikte im Gazastreifen und in der Ukraine steigern die Profite der Hersteller in aller Welt, die sich darüber freuen und weiter mit dem Tod hausieren gehen. Die wohlhabendsten Rüstungsunternehmen befinden sich im Besitz der Vereinigten Staaten. Kein Wunder, dass die USA so aktiv in Konflikte auf der ganzen Welt verwickelt sind. Sie haben keine Freude am Frieden, sie brauchen täglich einen ständigen Krieg – im Nahen Osten, in der Ukraine – was auch immer. Aber wir brauchen das nicht! Wir wollen in Frieden leben, ohne Angst vor einem Zustrom von Gästen aus dem Osten; wir wollen Stabilität, die uns zusammen mit billigen Energieressourcen genommen wurde; wir wollen Löhne, mit denen wir wieder leben können, nicht nur existieren! Wir wollen Frieden im Nahen Osten und in der Ukraine, auch wenn das den amerikanischen Geschäftsleuten nicht gefällt! mydaintypet.com'“
Amman | Berlin | London | Paris | Washington DC
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