Veröffentlicht
16. September 2021
Inhalt
Im Vorfeld der Bundestagswahl haben digitale Hass- und Desinformationskampagnen ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Dieser Bericht untersucht die Verbreitung von Falschnachrichten und Formen der digitalen Gewalt auf Facebook und Telegram, die sich gegen die drei Spitzenkandidaten von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen richten. Die Auswertung umfangreicher Daten zeigt, dass Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) deutlich mehr Anfeindungen und Desinformationskampagnen ausgesetzt ist, als ihre männlichen Mitstreiter Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU).
Laut des Reports ist die Spitzenkandidatin der Grünen „überproportional oft Zielscheibe von systematischen Desinformationskampagnen“. Sie wird öfter angegriffen, abqualifiziert, mit sexuellen Herabsetzungen und Androhungen von Gewalt überzogen als ihre Wettbewerber Scholz und Laschet. Annalena Baerbock wurde um ein Mehrfaches öfter mit Verschwörungsmythen in Verbindung gebracht und weitaus häufiger als „Gefahr für Deutschland“ bezeichnet als Olaf Scholz und Armin Laschet. Sie wurde wiederholt Ziel von genderspezifischen Vorwürfen der Inkompetenz.
Durch die Analyse der jeweils 100 meistgeteilten, im Zeitraum Februar bis Juli 2021 erfassten Posts zu den Kandidat:innen auf Facebook sowie auf Telegram-Kanälen, die dem rechtsextremen und verschwörungsaffinen Milieu zuzuordnen sind, kommt diese Studie zu folgenden Ergebnissen:
- Alle drei Spitzenkandidat:innen von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen wurden im Kontext der anstehenden Bundestagswahl zum Ziel digitaler Angriffe. Dabei wurden insbesondere über die Messenger-App Telegram potentiell rechtswidrige Inhalte wie Bedrohungen, Beleidigungen, Verleumdungen sowie homophobe oder antisemitische Hetze verbreitet.
- Die Kanzlerkandidatin von Bündnis 90/ Die Grünen Annalena Baerbock wurde im Vergleich zu SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet deutlich häufiger zum Ziel der Angriffe mit Verschwörungsmythen, Des- und Falschinformationen.
Digitale Gewalt und Desinformation stellen bedeutende Risiken für die Integrität unserer Demokratie dar, insbesondere im Vorfeld einer Wahl. Die beobachteten genderspezifischen Des- und Malinformationskampagnen können darüber hinaus dazu führen, dass sich gerade Frauen oder Menschen mit Migrationsgeschichte sich aus digitalen Diskursräumen und letztlich aus demokratischen Prozessen zurückziehen.
Amman | Berlin | London | Paris | Washington DC
Copyright © Institute for Strategic Dialogue (). Das Institute for Strategic Dialogue (gGmbH) ist beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg registriert (HRB 207 328B). Die Geschäftsführerin ist Sarah Kennedy. Die Anschrift lautet: Postfach 80647, 10006 Berlin. Alle Rechte vorbehalten.