Julia Ebner, Extremismusforscherin und Senior Fellow des ISD, ordnete die Remigrationsdebatte im Interview mit Dunja Hayali im ‚heute Journal‘ ein. Sie handele, so Ebner, „im Kern von einer zutiefst rassistischen Idee, die von extremistischen, verfassungs- und menschenfeindlichen Organisationen propagiert wird“. „Als legitime Debatte würde ich das eher nicht bezeichnen.“ Angesprochen auf den laut Alice Weidel benannten vermeintlich privaten und normalen Charakter des Potsdamer Treffens im November 2023 sagte Ebner: Normal sei es allenfalls „im Sinne von: nicht besonders überraschend“, so die Extremismusexpertin. „Privat? Eher nicht! Wenn sich politische Vertreter und Vertreter finanzstarker Unternehmen mit Extremisten an einen Tisch setzen, halte ich das eher für ein politisches Strategietreffen.“

Remigration, als Kampfbegriff wertet Ebner als „Teil des Versuchs der Identitären Bewegung, das Fenster des Sagbaren und des gesellschaftlich Akzeptablen weiter nach rechts zu verschieben“. Es seien verharmlosende Begriffe bedient worden, die Euphemismen seien für rassistische und ausländerfeindliche Politik und Ideen. Das Entgegenstellen der demokratischen Parteien gegen die AfD bezeichnet die Extremismusexpertin als eine „reine Symptombekämpfung“. Viel wichtiger, als sich den Inhalten der AfD zu stellen, sei es, sich den Ursachen für deren Erstarken zu stellen, um zu verhindern, „dass menschen- und verfassungsfeindliche Ideen bis in die Mitte der Gesellschaft vordringen können.“

Die AfD sei im Moment am Höhepunkt ihrer Radikalität und Popularität, ein Verbot jedoch bedenklich. Es wäre jedoch „sinnvoll, sich im weiteren Verlauf anzuschauen, ob man einzelnen Personen die Ausübung von politischen Funktionen verbieten kann, wenn sie sich verfassungswidrig verhalten, bzw. antidemokratische oder menschenfeindliche Ideen gezielt verbreiten“, sagt Ebner, „Bei Herrn Höcke kann man sich das durchaus vorstellen“.