Im russischen Fernsehen spielen Polittalkshows als Vehikel inländischer Propaganda eine zentrale Rolle: Sendungen mit einem gewissen Unterhaltungswert, die auch die Russ:innen erreichen, die sich wenig für Politik interessieren. Der ARD Faktenfinder hat sich diesem Phänomen gewidmet, wo offene Todesdrohungen vom Individuum (Selensky) bis zum Genozid (die Ukrainer) Atomschläge bis hin zum Wunsch nach der Weltherrschaft auf der Tagesordnung stehen.

Das russische Staatsfernsehen verwendet grobe Übertreibungen, Verschwörungserzählungen sowie falsche und unbelegte Behauptungen, aber auch absurde Verzerrungen der Situation im Westen durch die Sanktionen gegen Russland, sagt Julia Smirnova, Senior Analyst beim Institute for Strategic Dialogue. „In einer Talkshow wurde behauptet, in Großbritannien würde man wegen der Lebensmittelknappheit Eichhörnchen essen und trotzdem weiter Waffen an die Ukraine liefern. Also wirklich sehr absurde Geschichten, die dann beim Publikum im Gedächtnis bleiben sollen.“

Typisch für die Talkshows sei eine drastische Rhetorik und offenen Drohungen eines Atomkriegs, die Smirnova insgesamt als „sehr gefährlich“ ansieht. „Durch die ständige Wiederholung wird das Szenario, Russland könnte Nuklearwaffen tatsächlich einsetzen, normalisiert. Diese Drohrhetorik schürt Hass gegen die Ukraine und den Westen und entmenschlicht die Bevölkerung der Länder, gegen die Nuklearwaffen eingesetzt werden sollen. Das senkt die Hemmschwelle für Gewalt und Zerstörung noch weiter und kann schwere langfristige Folgen für die Gesellschaft haben.“