Unter dem Titel “Schöne neue Parallelwelt – Netzwerke der ‘Alternativmedien’“ widmet das Politmagazin ZAPP vom NDR einen kritischen Einblick in die Welt der sogenannten alternativen Medien. In der 45-minütigen Dokumentation, die am 21. September 2022 im NDR-Fernsehen ausgestrahlt wird und die es vorab bereits in der ARD-Mediathek zu sehen gibt, geht es u.a. um den österreichischen TV-Sender Auf1 und andere selbsterklärte “Alternativmedien” wie das rechtsextreme Compact-Magazin oder Apolut. Als Gegenpart zu umstrittenen Medienaktivisten wie Ken Jebsen oder der in der rechtsextremen Szene bekannte Österreicher und Auf1-Chef Stefan Magnet bezieht Christian Schwieter Stellung, Extremismus-Experte vom ISD Germany. Basierend auf den Zwischenergebnissen des vom Bundesministerium der Justiz geförderten ISD-Forschungsprojekts „Radikalisierung in rechtsextremen Online-Subkulturen entgegentreten“ warnt Schwieter vor den „grundsätzlich antisemitischen Feindbildern“, die häufig in diesen selbsternannten Gegenmedien durch teils kodierte Sprache propagiert werden.
Was die Distributionskanäle im Internet angeht, stellt Schwieter im Gespräch mit ZAPP-Redakteur Nils Altland allerdings auch klar, hat sich trotz der Vielzahl neuer Online-Plattformen noch keine klare Alternative zu Facebook, Twitter, Telegram und Co. herauskristallisiert. Der sogenannte Mainstream, der aus Alternativmedien-Sicht “politische Gegner“, befindet sich nicht auf diesen alternativen Plattformen: „Für diese Medienunternehmer oder auch politische Aktivisten macht es dann einfach keinen Spaß, auf diesen Plattformen aktiv zu sein“, denn Sie können dort nur diejenigen ansprechen, die Sie bereits überzeugt haben.
Wie auch Professor Matthias Quent (IDZ Jena) sieht Schwieter eine grundsätzliche Gefahr der Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung durch diese rechten Online-Netzwerke. Gleichzeitig mahnt er, die Reichweite dieser Gegenmedien nicht zu überbewerten: “Es ist gefährlich, aber wir sollten nicht alles glauben, was von diesen Gegenmedien über den eigenen Erfolg geredet wird.”
Christian Schwieter ist Project Manager beim ISD Germany und arbeitet in den Bereichen digitale Analyse und Digitalpolitik. Er erforscht die Auswirkungen von Online-Regulierung auf extremistische Akteure und leitet ein dreijähriges Forschungsprojekt, gefördert durch das Bundesministerium für Justiz, zum Thema Rechtextremismus auf alternativen Online-Plattformen.