Die COVID-19-Pandemie ist zu einem Katalysator wissenschaftsfeindlicher Desinformation geworden. Impfskepsis hat in Deutschland Tradition, erreichte allerdings nie zuvor so viele Menschen. Besonders besorgniserregend ist dabei die toxische Verbindung der zunehmenden Feindlichkeit gegenüber leitliniengerechter Medizin, verbunden mit einer wachsenden Demokratieferne und der partiellen Radikalisierung von Impfgegner:innen. Dieses Projekt des ISD Germany bot erstmals einen umfassenden Einblick in die digitalen Netzwerke von Verschwörungsideolog:innen, Rechtsextremist:innen und Impfgegner:innen und zeigte, wie sich diese Gruppen immer mehr wie konzentrische Kreise überlappen. Über 400.000 Posts auf Facebook, Twitter, Instagram und Telegram wurden von Dezember 2020 bis April 2021 ausgewertet. Außerdem wurden Expert:innen aus den Bereichen Gesundheitswesen, Wissenschaft und Kommunikation zum Thema Impfskepsis und impfstoffbezogenen Desinformationen befragt.

Klar ist: Desinformationskampagnen und Online-Radikalisierung haben konkrete Auswirkungen auf unsere analoge Welt. Was im Netz passiert ist nicht nur ein Indikator, sondern oft auch ein Motor von Polarisierung und Extremismus. Das zeigt sich derzeit besonders im Bereich der öffentlichen Gesundheitsvorsorge. Wenngleich man nicht in jedem Fall kausale Schlüsse zwischen Online-Narrativen und analoger Welt ziehen kann, weisen die Erkenntnisse des Projektes nach, dass Offline-Aggressionen vielfach auf Desinformationen oder gar auf konkreten Handlungsaufrufen in den sozialen Medien basieren.